Wie alles begann
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Ein Blick zurück auf die Anfänge des Bürgervereins
Unser aktueller Bürgerverein besteht seit 1995, aber schon in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts gab es engagierte Mitbürger, die sich für den damals noch völlig anders strukturierten Süden unserer Stadt einsetzten. Ein Artikel aus dem Rheinischen Volksblatt vom 26. März 1928 gibt einen interessanten Einblick in die Tätigkeit - und die Sorgen - eines Bürgervereins in unserem Stadteil. Wir finden: Ganz so ein großer Unterschied zum heutigen Bürgerverein ist gar nicht zu erkennen! Hier der Artikel in seiner ganzen Länge, aufgelockert mit Bildern und Plänen von anno dazumal.
Hilden-Süd meldet sich zum Wort
Die Neubelebung des Bürgervereins Hilden-Süd
Rheinisches Volksblatt 26. März 1928
Schon seit längerem tauchte immer wieder und in weiten Kreisen im Süden die Frage auf, ob denn nicht im Süden Hildens ein Bürgerverein ist, der sich der immer zahlreicher auftretenden und unbefriedigten kommunalpolitischen Angelegenheiten des sich unverkennbarem Aufschwunge befindlichen Südbezirkes energisch annehmen könne.
Der Süden hat zwar eine Anzahl Vereine, in denen das bekannte Zusammenhalten der Südstädter stets zum Ausdruck kommt, aber die Tätigkeit eines derartigen gemeinnützigen Kommunalvereins wurde noch empfindlich vermißt.
Zwar ist am 7. März 1925 ein Bürgerverein Hilden Süd gegründet wurden, aber von einer Tätigkeit des Vereins drang wenig in die Öffentlichkeit und in den letzten zwei Jahren schien der Verein entschlafen zu sein, da von ihm nichts mehr bekannt wurde und auch sein Vereinsleben fast völlig ruhte.
Die starke Entwicklung des Südens gerade in den letzten halben Jahre führte aber die Interessenten gezwungenermaßen wieder zusammen und so hielt man vor zwei Wochen wieder eine Hauptversammlung ab, in der der Wille zum aktiven Leben neu und kräftig entstand.
Daß ein reges Vereinsleben seinen gedeihlichen Boden hat, beweist die Tatsache, daß der jahrelang in äußerer Tätigkeit ruhende Verein heute noch an 95 Mitglieder zählt. Seine größere Unterstützung galt der großen Kinderbescherung des St.-Martin-Verein Hilden Süd. Der Wirkungskreis des Vereins umfasst folgendes Gebiet: vor der Eisenbahn Hilden-Ohligs nach Pungshaus, dann von dieser Eisenbahn ab das Gebiet nach Süden einschließlich Klophaus, Forstbach, Bolthaus, Deutz, Bruchhaus, Karnap. Bei der starken baulichen Entwicklung dieses Bezirkes ist ihm also ein großer Mitgliederstand bei geschickter Führung sicher.
Zum ersten Punkt der Tagesordnung wurde ein kurzer Kassenbericht vom Kassenwart erstattet, der einen Bestand von 45 Mark auswies. Zu beachten ist dabei, daß der Verein zwei Jahre geruht hat. Darauf wurde eine vollständige
Neuwahl des Vorstandes vorgenommen, die folgendes Ergebnis hatte.
1. Vorsitzender Josef Tümmler,2. Vorsitzender Wilhelm Bornemann1. Kassenführer Otto Beder1. Schriftführer Max Dinger2. Schriftführer Johann Hübl
Am Samstag, 24 März wurde nun im „Karnaper Hof“ eine Jahreshauptversammlung abgehalten, die der Neubelebung des Vereins galt. Trotz der erwähnten nachteiligen Erscheinungen war sie zahlreich besucht, was man als gutes Vorzeichen für die weiteren Entwicklung und Tätigkeit des Vereins ansehen darf.
Kurz nach 8 Uhr eröffnete namens des Vorstandes der Kassenwart Fritz Felber die Versammlung mit kurzer Begrüßung und teilte mit,dass der bisherige 1.Vorsitzende inzwischen sein Amt niedergelegt habe. Zum einstweiligen Versammlungshelfer wurde dann das Vorstandsmitglied Bornemann bestimmt.
Als Beisitzer aus den Einzelbezirken wurden gewählt: Robert Ketzler, Adam Becker, Fritz Wurth, Hubert Pohler, Johann Hauscheid, Wilhelm Kürten. Anschließend Oekonomierat Büren den Herren Felber und Bornemann, sowie den übrigen bisherigen Vorstandsmitgliedern den Dank der Versammlung aus.Dem neuen Vorstand wünschte er, dass er bald die ganze Südseite hinter sich haben möge, um mit den zahlreichen dringenden Wünschen der Südseite auch bei der Stadtverwaltung durchzudringen.
Er bat dann um allseitige Unterstützung des Vereins seitens der Mitglieder und der ganzen Südseite. Es müsste allerseits eine intensive Werbung um neue Mitglieder einsetzen und nun jeder einzelne intensiv im Verein mitarbeiten. - Danach übernahm der neue Vorsitzende Herr Tümmler, die Führung der Geschäfte.
Beitragsfestsetzung: Eine kleine Aussprache zu diesem 3. Punkt der Tagesordnung endete mit Beschlüsse, den Beitrag bei den bisherigen 1.- Mark zu belassen. In wirtschaftlich schwierig gelagerten Fällen soll Entgegenkommen geübt werden. Desgleichen ist dem Betrag der dazu ermittelten Mitglieder nach oben keine Grenze gesetzt. Der Beitrag soll in Bruchteilen durch einen Boten erhoben werden.
Vereinslokal: Das bisherige Vereinslokal „Karnaper Hof“ wurde wiedergewählt. Mit den Ausschusssitzungen will man nach Möglichkeit die verschiedenen Lokale berücksichtigen.
Angelegenheiten des Südbezirkes: Unter „Verschiedenes“ setzte dann eine rege Aussprache ein, die mit Angelegenheiten des Südbezirkes und der Gestaltung des künftigen Vereinslebens beschäftigte. Es sei hier das Ergebnis der Aussprache auf die einzelnen Fragen zusammengefasst, die an diesem Abend herausgestellt wurden.
Straßensprengen: Es wurde lebhaft bemängelt, daß die Südseite bisher offenbar gar nicht für das Straßensprengen existiert hat, trotzdem alle Straßen des Südbezirkes sehr stark mit Staub belagert sind und unter dem Wind sehr raschtrocknen.
Als Monstrum wurde festgestellt, daß seit drei Jahren kürzlich einmal ein Sprengwagen die Südseite berührt hat, aber durchaus nicht, um die Straße zu benetzen.
Und das, obwohl keine der Straßen Pflasterung aufzuweisen hat. Diese Angelegenheit ist in der letzten Stadtverordnetensitzung seitens des Vereinsmitgliedes Stadtverordneter Büren deutlich zur Sprache gebracht worden und der Verein wird sich in dieser Angelegenheit ebenfalls an die Stadtverwaltung wenden, um diesen Mißstand zu beseitigen.
Richrather Straße: Es wurde Klage darüber geführt, daß die Kehrichtabfuhr auf der Richrather Straße öfters sehr mangelhaft, manchmal auch garnicht ausgeführt wird; diese Abfuhr müsse stets regelmäßig und ordnungsmäßig an dieser sehr verkehrsreichen Straße erfolgen.
Das städtische Wohnhaus an der Richrather Straße (besser bekannt unter der Volksmundbezeichnung „Geisolei“ wie das große Eisenbahnhaus als „zwölf Apostel“) bot zu mehrfachen Klagen Anlass. Grundsätzlich war man der Ansicht, daß jeder Mensch eine Wohnung haben müsse, daß aber andererseits ein derartiger Wohnbau nicht an eine solche Verkehrsstraße gehöre. Die Klagen richteten sich gegen das Verhalten bzw. den fast üblichen Auszug einer Anzahl Bewohner dieses Hauses, sowie gegen das Wäsche aufhängen am Sonntag, wenn die Straße als Spazierweg benutz wird. Falls der gerüchtweise verlautete Plan, dort ein zweites städtisches Wohnhaus für die vielen Ermittierten zu bauen, greifbare Gestalt annehmen sollte, wird sich der Bürgerverein wie auch die ganze Südseite bei der Stadtverwaltung ganz entschieden wehren; man möge mit einem zweiten solchen Haus eine andere Gegend bedenken, die nicht an Verkehrsstraßen liegt.
Klusenstraße-Verbindungsstraße: Beide Straßen befinden sich in sehr schlechtem Zustande. Bei der Klusenstraße ist es um so unverständlicher, als die seit langen Jahren schon wenigstens einseitig von der Bau-Aktiengesellschaft Hilden bebaut ist. Das Wasser wird von der Klusenstraße nach der Verbindungsstraße ( anstatt nach der Richrather Straße) abgeleitet, dort kann das Wasser aber nicht ablaufen, sondern bleibt in üblen großen Lachen stehen, bis es eintrocknet. Auch diese Zustände erfordern gründliche Besserung.
Karnaper Straße: Die Straße befindet sich in gänzlich vernachlässigtem Zustande, der dringent einer nachhaltigen Besserung bedarf.
Die Zufuhren zum Ohligser Wasserwerk: Sehr lebhaft waren die Klagen über die seit längerer wieder Zeit beobachtete Praxis der Materialzufuhrten über die verschiedenen Straßen, über die diese Zufuhren gar nicht erfolgen dürfen. Durch die sehr schweren Fuhrwerke werden diese Straßen sehr stark in Mitleidenschaft gezogen, wie Schützenstraße, Straße durch Karnap, Straße durch den Hof usw..
Für diese Zufuhren ist ein bestimmter Weg und zwar die Karnaper Straße von W.Tillmann ab vorgeschrieben und die Stadt Ohligs hat seiner vertraglich die Verpflichtung übernommen, diesen bestimmten Weg in chausseemäßigen Zustande zu halten. Leider ist davon nichts zu merken und es ist Sache der Stadtverwaltung, sich dieser Angelegenheit umgehend nachdrücklichst und nachhaltigst anzunehmen, sowohl was die Einhaltung des vorgeschrieben Zufuhrweges wie der Instandsetzung und Instandhaltung dieses Weges betrifft, wenn die weitere Beschädigung der bestimmungswidrig benutzen Straßen aufhören soll, deren Zustand sowieso kein guter ist.
Straßenbeleuchtung: Auch hinsichtlich der Straßenbeleuchtung wurden mehrfache Wünsche laut, wobei betont wurde, daß die Herstellung und Instandhaltung guter Wege vordringlich sei. Diese Frage dürfte in nächster Zeit noch besonders behandelt und dringliche Wünsche formuliert werden.
Grundsätzlich wurde stets betont, daß die Bewohner des Südbezirkes ebenso gute Steuerzahler und vielfach noch mit Realsteuern belastet seien wie die Bewohner der Mittelstadt und deshalb auch das gleiche Anrecht auf Straßenausbau, Straßenverbesserung, Beleuchtung usw. hätten wie die Bewohner der inneren Stadt.
Man mißgönne nicht der inneren Stadt seine Verbesserung, müsse aber verlangen, daß auch die Außenbezirke und besonders der im Aufschwung befindliche Süden in verhältnismäßig gleichem Umfange berücksichtigt werde, und hier klaffe bisher ein großer Unterschied. Was das Vereinsleben betrifft, so wird nach den entsprechenden Vorarbeiten der nächsten Vollversammlung ein Plan für die regelmäßigen Mitgliederversammlungen vorgelegt werden.Die interne Hauptarbeit liegt ja bei dem Ausschuß, Vorstand und Beisitzern, der häufiger zusammentreten soll. Inzwischen auftretende Wünsche sollen den Ausschußmitgliedern als Arbeitsmaterial übermittelt werden. Betont wurde, daß die bisherige Zusammenarbeit mit dem St.-Martinsverein Hilden Süd auch weiterhin gepflogen werden soll. Die Anregung, durch ein Familienfest die freundschaftlichen Bande fester zu knüpfen, dürfte in Form eines Waldfestes im Laufe des Sommers ihre Verwirklichung finden.
Man will auch sonst im Laufe der Zeit alles tun, um die Mitglieder und ihre Familien immer näher zusammen bringen. Vor allen Dingen aber soll rege praktische Arbeit geleistet werden, um dem ganzen Südbezirk und seiner Entwicklung zu dienen und zum Erfolg zu verhelfen. Außerdem wurde hinsichtlich der Richrather Straße von Stadtv. Büren für die kommende Woche ein bestimmter in anderer Richtung gehender Antrag an die Stadtverwaltung angekündigt. Mit einem zusammenfassenden Ueberblick über die so erfolgreich verlaufende Wiederbelebung des Vereins und einem Aufruf zur allseitigen Mitarbeit und Werbung für den Bürgerverein Hilden-Süd konnte der Vorsitzende gegen 12 Uhr den so rege und einmütig verlaufenen Abend schließen. Möge der Abend der Grundstein für eine erfolgreiche Zukunftsarbeit im Allgemeininteresse des Südbezirks sein und der Verein auch dessen allgemeine Unterstützung finden. Das verdient das in starker Entwicklung begriffene Hilden Süd.